Therapiemöglichkeiten für ZUCKERKINDER

Der Winter nimmt langsam Einzug, die Tage werden kürzer, und während einer kleinen Pause in meinem Nachtdienst schreibe ich diese Zeilen.
Das Thema Insulin bzw. Insulintherapie ist ein zentraler Punkt für alle ZUCKERKINDER,  und dem möchte ich mich heute widmen.

In der ersten Zeit nach der Diagnose verändert sich das Leben rasant, viele neue Eindrücke müssen verarbeitet werden, Entscheidungen werden getroffen. Von nun an ist es notwendig,  den Körper mit Insulin zu versorgen.

Aber was ist dieses Insulin, von dem alle immer sprechen, eigentlich?

Insulin ist ein körpereigenes Stoffwechselhormon, welches in der Bauchspeicheldüse produziert wird. Es ist das einzige Hormon, welches den Blutzuckerspiegel senken kann und deshalb für uns alle ganz wichtig.

Arbeitet die Bauchspeicheldrüse nicht richtig, wird es notwendig, den Körper von außen mit Insulin zu versorgen. Bei der Wahl der Insulintherapie spielen viele Faktoren eine Rolle, vor allem das Alter des Kindes.

Bei Schulkindern beginnen wir mit einer sogenannten „intensivierten Insulintherapie“.
Einerseits wird schnell wirksames Insulin zu den Mahlzeiten und zur Korrektur gespritzt, das ist das so genannte  Bolusinsulin.
Andererseits braucht der Körper, unabhängig von den zugeführten Kohlenhydraten, eine Grundversorgung mit Insulin. Das machen wir mit dem Verzögerungs- oder Basisinsulin.

Diese Art der Therapie nennt man das „Basis-Bolus-Prinzip“, und dabei versuchen wir den Körper möglichst genau so mit Insulin zu versorgen, wie eine gesunde Bauchspeicheldrüse das tut. Das Basisinsulin wird je nach Insulinart und Blutzuckerverlauf ein- bis zweimal am Tag gespritzt und deckt den sogenannten „Leberzucker“ ab, denn die Leber versorgt unsere Körperzellen  im Nüchtern Zustand – also wenn wir nichts gegessen haben –  mit Zucker.
Das Bolusinsulin wird zu den Mahlzeiten bzw. bei zu hohen Blutzuckerwerten verabreicht.

Diese Art der  Therapie hat den Vorteil, dass wir sie besser an die Lebensführung und die Aktivitäten (Bewegung, Ruhe, Schule, Sport) der ZUCKERKINDER anpassen können. Besonders wichtig sind auch Blutzuckermessungen (Stoffwechselkontrollen).  Diese Blutzuckerwerte sowie alle Zucker-Stoffwechsel beeinflussenden Faktoren  müssen in einem eigenen Blutzucker-Tagebuch notiert werden.

Das alles stellt die kleinen Patienten vor große Herausforderungen.
Die Blutzuckermessungen und auch die Verabreichung des Insulins mit dem sogenannten “Pen“, können schmerzhaft sein. Wichtig ist es, die Kinder auch darauf vorzubereiten und ehrlich zu sein. Mit schmerzlindernden Pflastern sind zwar die Stiche erträglicher, doch meistens ist es viel schmerzhafter zu akzeptieren, dass sich das Leben nun grundlegend ändern wird. Unzählige Schulungen lenken oft ab, doch immer wieder überkommt die Kinder ein Gefühl von Trauer und Schmerz.

Für mich ist es besonders wichtig, meine ZUCKERKINDER in dieser so schwierigen Situation zu stützen und zu vermitteln, dass alle diese Gefühle gerechtfertigt sind und zugelassen werden sollen. Gemeinsam finden wir wieder Möglichkeiten,  diese negativen Gefühle zu verabschieden und in positive umzuwandeln.

Ein ZUCKERKIND zu sein ist nicht einfach, doch erleben wir gemeinsam während der vielen Aufenthalte im Krankenhaus immer wieder freudige Momente, die sowohl für meine ZUCKERKINDER als auch für mich besonders wichtig sind und uns allen in Erinnerung bleiben.